Ein pinkes Wochenende auf Arte und hervorgerufene Onlinereaktionen

Letztes Wochenende, am 5. und 6. Juli, hat Arte an einem pinken Wochenende mit Dokumentationen, Kurzfilmen und Reportagen einerseits homosexuelle Einflüsse auf unsere Gesellschaft und andererseits Homophobie thematisiert. Dabei wurden sowohl homosexuelle Schauspieler sowie Einflüsse auf die Musik und Mode, als auch die Entwicklung der Christopher Street Day Paraden und Demonstrationen behandelt und Veränderungen der Geschlechterrollen innerhalb unserer Gesellschaft untersucht. Als ich gerade ungezielt durch das Programm zappte, geriet ich zufällig mitten in den neuen Film „Somewhere Over The Rainbow. Die schwule Bewegung und ihre Hymnen“ von Birgit Herdlitschke, der zu diesem pinken Wochenendprogramm gehörte. Die Regisseurin ließ sich für Ihren Film von einigen bekannten Größen wie Romy Haag, Hape Kerkeling, Siegessäule-Chefredakteur Jan Noll und dem Modeschöpfer Michael Michalski erklären, wie und durch welche Songs die homosexuelle Emanzipation geprägt worden ist. Ich war natürlich wie gebannt und sehr angetan von den vielen bekannten Berliner Gesichtern, aber wie haben andere Zuschauer dieses Programm erlebt? Wie war die Resonanz?

Generell ist es teilweise erschreckend und belustigend zugleich, wenn man nicht nur irgendeinen Onlinebeitrag liest oder sich, wie im vorliegenden Beispiel, eine Homepage eines Fernsehprogramms ansieht, sondern auch die dazugehörigen Kommentare studiert. Die Möglichkeit zumeist anonym seine Meinung äußern zu können, scheint für viele Nutzer wie ein vorbehaltloses Ventil zu funktionieren: Einige Meinungen sind teilweise sehr radikal und sind auf Grund ihrer Intoleranz und eingeschränkten Sichtweise komisch, beängstigend, unterstreichen aber den Eindruck einer vorherrschenden Homophobie. Wenn tatsächlich viele so denken würden, wäre man viel weiter von einer Gleichberechtigung von Homosexualität entfernt, als ich selbst vermuten würde. Im Grunde scheinen sich die Verfasser solcher Kommentare durch das Thematisieren von Homosexualität in solchen Sendeformaten persönlich angegriffen zu fühlen. Auf der anderen Seite wäre es genauso undifferenziert, alle Schwulen als gute und brave Bürger darzustellen. In wie weit aber solche Kommentare ernst genommen werden müssen und über ihre Verfasser Aufschluss geben oder welchen Anteil der Allgemeinheit sie eigentlich repräsentieren, möchte ich gar nicht weiter ausführen; es zeigt lediglich, dass es noch mehr von solchen Dokumentationen geben sollte. Und welches Verbesserungspotential halten die konstruktiven Kommentare für mögliche neue Filme bereit?

Konstruktive Verbesserungsvorschläge äußerten sich in einigen differenzierteren Beiträgen: Die Mehrheit der Onlinekommentare zu den einzelnen Sendungen des pinken Wochenendes bemerken, dass es eher um Schwule ging und einen Großteil der LGBT-Community vernachlässigt. So wurden beispielsweise Lesben und Transgender kaum bis gar nicht behandelt. Auch scheint das Thema der Homophobie für einige Zuschauer zu kurz gekommen zu sein und es wurde der Wunsch geäußert, die Motivation und die psychologischen Hintergründe intensiver zu beleuchten. Der Film über die schwulen Hymnen scheint im Speziellen auch sehr polarisierende Wirkung gehabt zu haben, da sich einige sehr gut, andere wiederum nicht so gut mit den Liedern und Interpreten identifizieren konnten. Dies mag daran liegen, dass teilweise Lieder zu Schwulenhymnen stilisiert wurden, die nicht von jedem als solches akzeptiert werden. Diese Wahrnehmung ist natürlich bei jedem individuell, was mit dem eigenen Geschmack, mit dem eigenen Alter und den Einflüssen in der eigenen Lebenszeit zu tun hat. Somit schien der Film für den allgemeinen Zuschauer ein Bild von Schwulen zu transportieren, das irreführend, ja vielleicht sogar etwas spießig und den 70 bis 90er Jahren entsprechend etwas altbacken ist. In vielen Kommentaren wurde aber auch speziell der Film über die Schwulenhymnen und die Arbeit von Herdlitschke gelobt und gewürdigt. Und etwas neues habe ich auch gelernt: Dass die Diskotheken von den Schwulen erfunden worden sein sollen, da nur wenige Musiker sich trauten, in schwulen Clubs aufzutreten, und aus diesem Grund Musik vom Band gespielt werden musste.

Ich selbst finde das pinke Wochenende sehr gelungen und wünsche mir noch mehr pinke Fernsehzeit. Zusätzlich bin ich auf die unter der gleichen Homepage beworbene Aktion „Easy coming out“ von Manuel Le Coac’h aufmerksam geworden, die dazu dienen soll junge Menschen bei ihrem Coming-out zu unterstützen – spannend!

Pink your program!

Eure Bambi Szeen

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Jubiläumskonzert: 15 Jahre concentus alius

Ich gebe zu: Die Zeiten meiner gediegenen Opern- und Konzertexzesse sind mit dem Verfall meiner Classik-Card relativ schnell vorbeigegangen. Was habe ich mir nicht alles für Konzerte und Opern angeschaut, für die ich niemals ohne diese Vergünstigung den normalen Preis gezahlt hätte. Nach dieser Zeit war mir relativ klar, dass ich eher ein Theater-, Musical- und Kinotyp, aber weniger der Typ für klassische Musik oder generell Instrumentalmusik bin. Am letzten Montag war ich dann zwar im Theater, aber nicht etwa um ein Theaterstück zu schauen, sondern tatsächlich um mir ein Instrumentalkonzert, sprich ein philharmonisches Orchester anzuhören, das zu Ehren seines eigenen 15. Jubiläums eine neues Programm vorgeführt hat: Das sogenannte Homophilharmonische Orchester Berlins „concentus alius“ unter der Leitung von Christiane Silber und der Mitwirkung von mehr als 60 vornehmlich lesbischen und schwulen Musikern hat am Montag, dem 7. Juli, im Theater am Kurfürstendamm sein Jubiläumskonzert gegeben. Und eben diese Zusammenstellung des neuen Musikprogramms „Neue Ufer“ muss hingegen meiner gesammelten Erfahrungen dazu geführt haben, dass sogar ich als Instrumentalmusikmuffel in rauschende Begeisterung verfallen bin. Wie konnte das passieren?

Der erste Teil des Abends widmete sich klassischer Musik von Friedrich Gulda, die neben der Leitung von Christiane Silber noch durch Konstanze von Gutzeit als Solistin am Violoncello bereichert worden ist. Es war auch weniger die Musik selbst, die höchstwahrscheinlich sehr gut durch die Musiker getragen wurde, als vielmehr die beeindruckende Technik der Solistin, die doch recht anspruchsvollen Stücke vorzutragen, die mir großen Spaß bereitet hat. Der volle Körpereinsatz der Solistin sowie der scheinbare Verschleiß des Cellobogens führten zu einem sehr verdienten tobenden Applaus. Die zweite Hälfte des Abends war unterschiedlicher Filmmusik gewidmet. Sowohl E.T. und Raumpatrouille Orion, als auch James Bond, Frühstück bei Tiffany’s und Spiel mir das Lied vom Tod standen auf dem Programm. Und mit dieser Musik fing mich concentus alius als Instrumentalmuffel ein und bescherte mir einen grandiosen Abend. Und nicht nur mir alleine ging es so: Der tobende Applaus des Publikums führte sogar noch zu mehreren Zugaben und entlohnte das Orchester für seinen wahnsinnigen Vorbereitungsaufwand. Denn man darf bei all der Professionalität nicht vergessen, dass es sich bei dem schwullesbischen Orchester um eine Laiengruppe handelt, die in seiner Freizeit zusammenkommt um zu musizieren. Hut ab, der große Rahmen im Theater am Kurfürstendamm war mehr als angemessen.

Ich freue mich schon auf das nächste Jubiläumskonzert und hoffe, dass das einzige Homophilharmonische Orchester Berlins mindestens noch einmal 15 Jahre lang weitermusiziert.

Eure Bambi Szeen

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Und das Grau-in-grau wird auf einmal blau: Homo-Hochzeiten in Berlin

Wie Greta Keller einmal in dem Lied „Heiraten“ sang, so scheint tatsächlich für viele Lesben und Schwule durch die Möglichkeit der Verpartnerung nun endlich auch das Grau-in-grau endlich blau und das Erdgeschoss zum Märchenschloss werden zu können.  Es ist zumindest in meinem Freundeskreis ein regelrechter Verpartnerungs-Boom aufgetreten – vielleicht geht es Euch ja ähnlich – eine riesengroße Nachfrage an Verpartnerungen von Homosexuellen, die genau eines verdeutlicht: Lange bevor es die Möglichkeit gab sich als gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort geben zu dürfen, gab es schon ein ebenso großes Bedürfnis danach, eben auch als gleichgeschlechtliches Paar vor dem Gesetz zeigen zu dürfen, dass man zusammen gehört! Aber wie wird diese Möglichkeit von Behörden und Institutionen umgesetzt?

Alleine in diesem Jahr bin ich schon zweimal auf dem Standesamt im Rathaus Schöneberg gewesen und jedes Mal war die Trauung unglaublich rührend. Mit Verlaub gesagt fand ich die Zeremonien sogar besser als die „normale“ Trauung. Und natürlich liegt das nicht an den Paaren, sondern vielmehr an diesem einen Standesbeamten in Schöneberg, der es schafft die Verpartnerung scheinbar auf den gleichen Stellenwert zu heben, welchen die Eheschließung vor dem Standesamt hat. Diese Umsetzung hat generell verdammt viel mit der Kulanz und Umsetzung des jeweiligen Standesamts, vermutlich aber auch sehr stark mit der persönlichen Auslegung und Ansicht eines jeden Standesbeamten zu tun.

Neben den Standesämtern gibt es natürlich noch den kirchlichen Segen. Die Amtskirche ehelicht keine gleichgeschlechtlichen Paare, aber seit je her gibt es die Möglichkeit sich durch einen Pfarrer vor Gott segnen zu lassen – auch als verpartnertes, gleichgeschlechtliches Pärchen. Und vielen Homosexuellen ist schon alleine wegen der Verwandtschaft, aber vermutlich auch öfter, als man vielleicht glauben mag, aus eigener Motivation heraus der Segen vor Gott oder der kirchlich, zeremonielle Rahmen von großer Bedeutung. So eben auch bei meinen Freunden: Zwei schöne und moderne Männer, jeweils aus sehr erzchristlichen Großfamilien stammend, haben sich nach der standesamtlichen Verpartnerung noch in der katholische Kirchengemeinde Sankt Ludwig Berlin am Ludwigkirchplatz im Zuge einer großen Messe vom Pater Josef Schulte segnen lassen. Beiden Bräutigamen war die kirchliche Zeremonie aus familiären Gründen sehr wichtig und hat vermutlich bei einigen der katholischen Familienmitglieder dazu beigetragen die Verpartnerung vielleicht noch besser akzeptieren zu können. Worauf aber mein Augenmerk gefallen ist, war auch hier wieder die sehr menschliche und liberale Umsetzung der Verpartnerung: Obwohl die Segnung durch den Pater im Rahmen eines ordinären Gottesdienstes durchgeführt wurde, wurde das Pärchen wie bei einer Eheschließung am Kirchenportal abgeholt, herzlich begrüßt, in die Messe eingebunden, gesegnet und genauso herzlich wieder verabschiedet. Eine angemessene, rührende und vor allem sehr respektvolle Geste, die ich nicht von jedem katholischen Priester in dieser Art erwarten würde.

Ja, diese Erfahrungen lassen mich doch Aufatmen: Sollte ich irgendwann einmal das Bedürfnis verspüren mich verpartnern zu müssen, ja dann könnte ich dies in Berlin wohl ohne Bedenken fast in der vollen Pracht verwirklichen, die einer Eheschließung in nichts nachsteht. Nur eines sollte man nach wie vor nicht tun: Heiraten nur um zu heiraten. Denn ohne die Liebe wird aus dem Erdgeschoss nun einmal kein Märchenschloss; und wenn die Hochzeit zu teuer wird, kann das Erdgeschoss vielleicht auch schon mal sehr schnell eher eine Etage nach unten rutschen, wenn Ihr versteht, was ich meine.

Wenn das nicht die besten Voraussetzungen sind. Traut Euch.

Eure Bambi Szeen

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CSD hoch drei

Im Vergleich zu anderen Haupt- und Großstädten weltweit ist Berlin nicht unbedingt für seine Superlativen bekannt: Die Stadt ist nicht besonders groß oder hat besonders viele Einwohner, das Klima ist sicherlich nur für wenige ein Argument, um sich in Berlin niederzulassen, und sowohl das Arbeitsangebot, als auch die durchschnittliche Höhe der Vergütung ist auf Grund der gehobenen Nachfrage sicherlich nicht als Vorteil zu nennen. Was die Lebensqualität für Lesben und Schwule angeht, ist Berlin einigen Onlinequellen zu Folge europaweit führend und besonders attraktiv. Das Angebot und die Atmosphäre ermöglichen ein weitestgehend freies und unbeschwertes Leben nach der eigenen Fasson – und dies kann ich nur bestätigen. Was die Stadt im Vergleich zu anderen Städten vielleicht nicht zu bieten vermag, leistet die LGBT-Gemeinschaft. Denn welche Stadt kann schon von sich behaupten, drei CSD Demonstrationen an einem Tag zu haben? Die Frage ist nur, ob dieser Zustand besonders erstrebenswert ist. Ist die Anzahl der Paraden ein Argument bei den Paraden in Berlin mitzudemonstrieren? Oder unterstreicht das Demonstrieren für Lesben und Schwule auf drei unterschiedlichen Veranstaltungen die Forderung nach mehr Toleranz?

Genauso dezentral wie die Entwicklung Berlins, genauso dezentral organisiert präsentierte sich die Stadt am letzten Samstag, dem 21.6.2014: Drei unterschiedliche CSD-Paraden mit drei unterschiedlichen Routen für unterschiedliche thematische Veranstaltungen. Rein wirtschaftlich betrachtet ein Fiasko, denn es wurden jeweils mehr Ressourcen für weniger Teilnehmer verschwendet, als es bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Fall gewesen wäre. Und wofür? Unstimmigkeiten innerhalb der Organisationsriegen ausgelöst durch die Bestrebung politischer zu werden und daraus paradoxerweise eine Marke zu entwickeln führten zu einer Abspaltung des sogenannten Aktionsbündnisses. Neben der normalen CSD-Parade, deren Organisatoren die Namensgebung auf Grund des internen Drucks zumindest aufgeschoben hatte, gab es die Parade des abgespaltenen Aktionsbündnis CSD und natürlich wie schon seit mehreren Jahren den transgenialen CSD.

Neben der wirtschaftlichen Betrachtung erscheint auch die politische Dimension wie ein Fiasko: Insgesamt demonstrierten also weniger Menschen bei den einzelnen Veranstaltungen und die Stärke der politischen Aussage konnte dadurch natürlich nur an Wirkung verlieren. Es konnte vielleicht bewiesen werden, dass die Organisationsriege des Berliner CSD e.V. weder nur alleine dazu fähig, noch privilegiert ist, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Die Außenwirkung hingegen konnte dabei nur Verluste produzieren: Am letzten Samstag wurde Unstimmigkeit und Uneinigkeit demonstriert und der Eindruck hinterlassen, dass der CSD in Berlin wie ein heiß umkämpftes Prestigeobjekt angesehen wird.

Natürlich könnte diese Dreifaltigkeit der CSD-Organisation 2014 auch als Vielfältigkeit beschönigt werden; aus meiner Sicht wäre es aber wesentlich erstrebenswerter für zukünftige Demonstrationen die guten Seiten der einzelnen Teams für eine gemeinsame Aktion zu vereinen und das am besten unter dem Motto „Einigkeit macht uns stark“.  Nach dem Vorbild des transgenialen CSDs könnte die Pride Woche einerseits wie ein Festival mehrere Workshops und Aktionsgruppen beinhalten, die dann am Demonstrationstag zusammen bei dem Zug mitwirken; genauso gut könnte andererseits der Name und die Organisationskraft des normalen CSDs oder zukünftigen Stonewalls und des Aktionsbündnisses genutzt werden, um die eigentliche Parade zu gestalten und die Route und Zielführungen herauszuarbeiten. Das würde auf jeden Fall sowohl innerhalb der eigenen Reihen, als auch für die politische Außenwirkung für unerwartete Furore sorgen und die Wirkung würde sich eher potenzieren, als bei drei parallelen und von einander unabhängigen Veranstaltungen, das wäre ein CSD hoch drei, anders nicht.

„Einigkeit macht uns stark!“

Eure Bambi Szeen

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Various Voices Dublin 2014

Am letzten Wochenende vom 12. bis zum 16. Juni 2014 hat in Dublin das internationale Chorfestival „Various Voices“ für Lesben und Schwule stattgefunden, welches in den meisten Fällen alle vier Jahre in einem jeweils anderen Land Europas ausgerichtet wird. Die letzten Festivals wurden beispielsweise in London und Paris ausgerichtet, im Jahre 2001 ist Berlin auch schon einmal Gastgeber für diese große Veranstaltung gewesen. Und diesmal haben in Dublin sage und schreibe 76 Chöre aus der ganzen Welt ihre Musik zum Besten gegeben. Die meisten Chöre kamen aus Europa – aus Ländern wie Irland, Dänemark, UK, Niederlande, Portugal, Belgien, Island, Italien, Kroatien, Frankreich, Finnland und der Schweiz; einige Chöre kamen sogar aus Nordamerika, sowohl aus den USA, als auch aus Kanada, obwohl es in Amerika ebenso bekannte und teilweise noch größere Chorfestivals gibt; und die längste Entfernung nahmen zwei Chöre aus Neuseeland auf sich. Ich kannte vorher große Musikfestivals mit Bands und vielen Instrumenten, nun durfte ich das erste Mal an einer Großveranstaltung nur mit Chören teilnehmen. Wie kann man sich solch ein riesiges Chorfestival vorstellen?

Die fünftägige Chorfestivität war mit seinen vielen, parallel stattfindenden Veranstaltungen, Workshops und Festlichkeiten absolut mitreißend: Die Atmosphäre war berauschend, sei es auf der Bühne, im Publikum oder einfach in der lesbisch-schwulen Gemeinschaftlichkeit aller Teilnehmer. Die Größe des Fests wurde nicht zu Letzt durch die rege Beteiligung besonders vieler deutscher Chöre bestimmt. Aus Deutschland kamen alleine 23 Chöre, wobei Berlin mit sechs Chören den größten Anteil beisteuerte: Das waren namentlich die Chöre Canta:re, die Classical Lesbians, die Kleine Berliner Chorversuchung, Männer-Minne, die RosaCavaliere und die QuerChorallen. Vielleicht kennt die eine oder der andere einige dieser Chöre bereits, vielleicht von Auftritten auf dem schwul-lesbischen Stadtfest oder anderen Pride Events. Doch dieses Jahr muss zumindest die Chorteilnahme am Stadtfest relativ gering ausgefallen sein – es waren ja alle in Dublin. Aus Köln kamen vier weitere Chöre, unter ihnen die nicht weniger bekannten Zauberflöten und dIE Taktlosen, aus Hamburg drei und dann noch weitere Chöre aus den Städten München, Karlsruhe, Leipzig, Münster, Stuttgart, Nürnberg, Düsseldorf und Frankfurt am Main. Gesungen wurde vornehmlich an der ungefähr 15 Minuten mit dem öffentlichen Busverkehr von der Innenstadt entfernten Dublin City University. Hier wurde in der sogenannten Helix, einem Veranstaltungszentrum, auf zwei Bühnen an vier von fünf Tagen von morgens bis abends durchgesungen. Viele Chöre haben ihre Kunst in einem der 20 Chorblöcke im kleinen oder großen Vorführsaal in einem 30 minütigen Programm vorgetragen, zusätzlich ein altes Teilnehmerlied des Eurovision Song Contests an dem gleichnamigen Samstagabendprogramm beigesteuert und sind vielleicht zusätzlich noch in der Dubliner Innenstadt, der City Hall oder außerhalb der Veranstaltung an einem öffentlichen Ort, aufgetreten. Einige Chorblöcke, aber alle großen Konzerte und Gastgeberprogramme fanden ebenso auf der großen Bühne der Helix statt, in der ungefähr 1000 Besucher Platz fanden und die bei einigen Veranstaltungen auch bis auf den letzten Stuhl besetzt war. Genau dies erschuf eine sagenhafte Atmosphäre für die Musiker auf der Bühne – ein tolles Gefühl für alle Beteiligten. Nach den Auftritten kamen noch viele Künstler zusammen, um gemeinsam zu trinken, sich auszutauschen und internationale Chorkontakte zu knüpfen – jeder auf seine eigene Weise.

Dublin selbst ist keine Hochburg für Lesben und Schwule: Es gibt zwar vier sehr schöne und für Touristen recht schnell auffindbare Homo-Bars, aber in den meisten Fällen wird einem öffentlichen schwul-lesbischen Auftreten zumeist mit Ablehnung, vereinzelt sogar mit Aggressionen begegnet. Dies war wohl ein Grund, warum das Chorfestival leider mehr oder weniger abgeschirmt von der Öffentlichkeit ausgerichtet wurde, wodurch dann erfreulicherweise auf dem Festival selbst keine homophoben Übergriffe stattgefunden haben. Auch die Auftritte in der Dubliner Innenstadt erschienen ebenso abgeschirmt, denn scheinbar war es beispielsweise Passanten nicht möglich die City Hall spontan zu betreten, um zuzuhören, so dass die meisten Zuhörer doch vermutlich hauptsächlich aus Journalisten und Begleitern von Chormitgliedern bestanden. Durch diese Abschirmung konnten sich natürlich alle Teilnehmer sehr sicher fühlen, andererseits kann eine solche Abschirmung niemals zu einer für Dublin sehr notwendigen Toleranzsteigerung in der Öffentlichkeit führen; was politisch gesehen zumindest relativ schade ist.

Für mich war der Aufenthalt in Dublin und die Teilnahme am lesbisch-schwulen Chorfestival ein aufregendes und trotz der Aufregung ein erholsames Abenteuer.  So viele schöne, künstlerische, kreative und gleichgesinnte Menschen, mit denen man sich bei den vielen Gelegenheiten austauschen konnte. Gleich der erste Abend war auf Grund der großen Teilnehmerzahl legendär: Mehrere hundert Männer bevölkerten bei der Eröffnungsfeier die Straßen rund um die Front- und Back-Lounge, da die kleine Schwulenbar einfach nicht so viele Menschen aufnehmen konnte. Das Wetter war für irische Verhältnisse hochsommerlich und somit schmeckten die Pints irischen Biers sgleich noch viel besser. Die Auftritte so vieler unterschiedlicher Künstler regen zu neuen Ideen und vor allem auch zu neuen Choreographien an, die man dann beim nächsten Various Voices Festival im Jahre 2018 in München auf der Bühne zum Besten geben kann.

Ich freu mich, Euch in München wiederzusehen.

Eure Bambi Szeen

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Kamaliya rockt den Berliner CSD: Starinterview vor ihrem großen Auftritt

Kamaliya wird am 21.6. auf dem Berliner CSD an der Siegessäule und dem Aktionsbündnis CSD am Nollendorfplatz auftreten. Aber wer ist Kamaliya? Sie ist ein ukrainisches Multitalent und in Osteuropa schon längst als die Lady Gaga des Ostens bekannt. Nach und nach erobert sie nun die Bühnen Westeuropas. Und nicht nur das: Neben ihrer Karriere als Sängerin, für die sie im Alter von 11 Jahren durch ihren Sieg bei einem Gesangswettbewerb den Weg geebnet hat, machte sie auch schon sowohl als Miss World 2008 und als Schauspielerin vor der Kamera von sich Reden. Doch welche Verbindung hat die liebevolle Mutter von zwei Kindern und Ehefrau des Geschäftsmanns Mohammad Zahoor zu der LGBT-Community?

Ich hatte die Gelegenheit, Kamaliya zu diesen pikanten Details zu befragen. Das ursprüngliche Interview war auf Englisch, im Folgenden habe ich Kamaliyas Antworten ins Deutsche übersetzt (Link zum Originalinterview).

Warum hast Du Dich dazu entschieden, den Kampf von Schwulen und Lesben für ihre Gleichberechtigung zu unterstützen? Ich unterstütze die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern, weil ich schon immer daran geglaubt habe, dass alle Menschen frei sein sollten, ihr eigenes Leben ohne Verfolgung in Frieden leben zu können. Das Leben ist auf Grund von wirtschaftlichen, politischen oder persönlichen Gründen schon oft schwer genug, denkt man nur an gesundheitliche oder familiäre Probleme – warum sollten wir also anderen Menschen das Leben noch schwerer machen, nur weil sie lieben wen sie lieben?

Hast Du eine persönliche Verbindung zu der LGBT Community oder eine kleine Geschichte, die Du mit Homosexuellen erlebt hast? Ich hatte schon immer viele Kolleginnen und Kollegen, die homosexuell waren, aber auf Grund ihres feindseligen Umfelds nicht offen damit umgehen konnten. Nachdem ich meine zwei Alben auf Englisch herausgebracht hatte, habe ich nicht nur viele neue heterosexuelle, aber auch homosexuelle Fans sowie Freunde zu Hause und im Ausland dazugewonnen. Aber ich habe niemals das Gefühl gehabt, ich müsste irgendjemand unterschiedlich behandeln. Wenn jemand durch meine Musik bewegt wird, dazu tanzt und es ihn oder sie glücklich macht, mich singen zu hören und aufzutreten, dann bin ich auch glücklich – und solange jeder Mensch seinen Mitmenschen mit Liebe entgegnet, warum sollte ich mir dann Gedanken machen, mit wem er ins Bett geht!

Hast Du jemals dran gedacht, dass Deine Offenheit gegenüber Homosexuellen einen schlechten Einfluss auf Deine Karriere haben könnte – besonders in den osteuropäischen Staaten? Definitiv nein. Ich würde niemals meine Vorstellungen von Freiheit und Menschenrechten verleumden, nur weil es einen positiven Effekt auf meine Karriere haben könnte. Ich weiß, dass einige Menschen in den osteuropäischen Staaten lesben- und schwulenfeindlich sind, aber Vorurteile lassen sich überall finden, im Osten sowie im Westen, im Norden und im Süden. Wir müssen solchen Vorurteilen mit Liebe entgegnen anstatt mit Angst oder Sorgen über die Karriere! Lasst uns nicht vergessen, dass beispielsweise beim Eurovision Song Contest Russland 5 und die Ukraine 8 Punkte an die fabelhafte Conchita Wurst gegeben haben – man darf also niemals den Fehler machen und dumme Äußerungen von Politikern mit der Meinung aller russischen und ukrainischen Bürger gleichzusetzen.

Sind Dir jemals Feindseligkeiten entgegengebracht worden, nur weil du auf so vielen Schwulenparaden mit Deinen Auftritten Engagement gezeigt hast? Tatsächlich habe ich Anfeindungen in meinen sozialen Netzwerken von russischen, ukrainischen und einigen muslimischen Menschen gemerkt, aber im Vergleich zu der Unterstützung, die ich ständig spüre und erfahre, sind diese wenigen Ausnahmen zu vernachlässigen. Und Ich liebe wirklich die Atmosphäre auf den Schwulenparaden, weil die Menschenmengen so eine Stimmung verbreiten und miteinander abfeiern – und genau das macht mein Lieblingspublikum aus, das sind wahre Kamaliya-Fans. 

Was hältst Du von der russischen Politik im Bezug zu den Gesetzen gegen schwule Propaganda vor dem Hintergrund, dass Du selbst in Russland geboren wurdest? Ich finde es total irrsinnig! Man kann niemanden mit Propaganda schwul machen! Man ist schwul, oder ist es eben nicht. Ich denke, dass das aktuelle Russlandregime nostalgisch geworden ist und dessen Sowjet-Vergangenheit zurücksehnt, in der Schwule wie Viehzeug behandelt wurden. Sie behaupten zwar, sie wollten die russischen Menschen dadurch beschützen … aber der Feind Russlands ist weder dessen LGBT Minderheit noch die Ukrainer.

Würdest Du heute Schwulenveranstaltungen und die LGBT Gemeinschaft in Russland unterstützen? Auf jeden Fall. Ich schicke ihnen meine Liebe und meine Unterstützung – und natürlich meine Musik!

Was hält Dein Ehemann von deinem Engagement für Lesben und Schwule?
Mein Mann Zahoor unterstützt alles was ich mache – er ist der wunderbarste Mann, den ich jemals getroffen habe, und die Liebe meines Lebens. Abgesehen davon ist er auch der Meinung, dass jemand, solange er niemand anderem Schaden zufügt, so leben können sollte, wie er oder sie es wünscht. Ich wurde in der Sowjet-Union geboren und Zahoor hat dort als Teenager studiert, wir wissen also beide, wie wertvoll Freiheit ist.

Wer hat Dich dazu eingeladen an der Berliner Schwulenparade teilzunehmen? Die überaus freundliche Einladung, dort singen zu dürfen, kam vom CSD e.V.

Bist Du schon vorher in Berlin aufgetreten?
Ich durfte sogar schon zwei Mal in Berlin auftreten, und zwar im letzten Jahr: An der “RTL-Stars vor Free” in der Berliner Wuhlheide vor 15.000 Menschen und auf der Jubiläumsfeier für Radio Russkij Berlin 97,2 FM im Goya for 3.000 Zuschauern.

Hast Du mitbekommen, dass im CDS e.V. interne Streitigkeiten über die CSD oder Stonewall-Parade aufgetreten sind? Ich muss leider sagen, dass ich von keinen internen Streitigkeiten der Berliner Gruppen bezüglich des CSDs gehört habe. In der Urkaine erleben wir gerade sehr schwere und gefährliche Zeiten – und ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin, LGBT Organisationen anderer Länder in ihrer Organisierung der Feierlichkeiten hineinzureden.

Welche Botschaft würdest Du den zerstrittenen Parteien mitgeben wollen?
Kommt einfach zu der Party und habt eine großartige Zeit! Es treten immer Konflikte auf, wenn Menschen um Freiheit kämpfen müssen, aber das gemeinsame Ziel sollte uns zusammen bringen – und das ist das wichtigste. 

 

Vielen Dank, liebe Kamaliya, für das tolle Interview.

Ich freue mich auf Kamaliyas Auftritte zum CSD in Berlin.

Wir sehen uns dort!

Eure Bambi Szeen

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Kamaliya rocks Berlin at the CSD: a close-up personal interview before her great performance

Kamaliya performs at the Berlin CSD as well as at the Aktionsbündnis CSD on 21. June. But who is Kamaliya? She is a Ukrainian multi talent and, in Eastern Europe, already known as the Lady Gaga of the East. Now, step by step, she conquers the stages of Western Europe. But there is more to her: Besides her career as a singer, for which she paved the way already at the age of 11 by winning a singing contest, Kamaliya stole the hearts of her fans as the beautiful Miss World 2008 and as an actress in front of a camera. However, what is the connection of this loving mother of two children and wife of the business man Mohammad Zahoor to the LGBT community?

I had the great opportunity to ask Kamaliya about those delicate details.

Why did you decide to get involved in the struggle for LGBT rights?
I am a supporter of LGBT rights because I have always believed that people should be free to live their lives in peace and freedom from persecution. Life is hard for so many people because of economics, or politics or for personal reasons like health and family problems – so why should we then make life harder for some people because of who they choose to love?

Do you have any connections or a personal story that connects you to the LGBT community? I always had a lot of my colleague friends who were from the LGBT community but due to hostile attitude of the public they would not openly admit that they are gay. Now after release of my two English language albums, I have so many fans, both at home & abroad, from the LGBT community, just as I also have many straight friends and many straight fans, so I have never really felt the need to treat people differently. When anyone connects with my music, and dances to my music and is made happy to hear me sing and see me perform then I am happy – and as long as they treat everyone around them with love, then why should I care who they go to bed with!

Have you ever feared that this might have a bad influence on your carrier, especially in the Eastern countries of Europe? No. I would never change my beliefs in freedom and human rights because of the effect it might have on my career! I know that some people in the Eastern Europe countries are anti-LGBT, but you can find prejudice everywhere, in East or West, North or South. We must counter such prejudice with love, not fear or worries about one’s career! And let’s not forget that many of the citizens of Russians gave 5 points and Ukrainians gave 8 points to the fabulous Conchita Wurst in the Eurovision Song Contest – so don’t mistake the silly pronouncements of leaders for the opinion of real people.

Have you ever encountered hostilities, because of your engagement on so many different gay pride events? I did in fact encountered hostilities on my social networks from people of Russia & Ukraine and some Muslim countries but it was very few in comparison with the support  I encountered for my performances at so many gay pride events! And I always love playing them because the crowd is so up for it, in a great party mood and ready to celebrate – that’s my kind of audience! They are true Kamaliya fans!

What do you make of the Russian politics with regard to the prohibition of so-called gay propaganda, given that you were born in Russia? I think it is crazy! You can’t make someone gay with ‚propaganda‘! They are either gay, or not! I think the present Russian regime has got nostalgic for their Soviet past and want to revive it again when gays were treated like cattle’s. They say they are protecting the Russian people against enemies… but the enemies of the Russian people are not LGBT people at home – or Ukrainians abroad!

Would you support LGBT-events and its community in Russia today?
Of course. I send them my love and my support – and, of course, my music!

What makes your husband of your support for the LGBT community?
My husband Zahoor supports everything I do – he is the most amazing man I have ever met, and the love of my life. But also he completely agrees with me that so long as someone is not harming others, then no one should pass judgment on how they choose to live their lives. I was born in the Soviet Union and Zahoor went there to study when he was still a teenager – so we both know how precious freedom is.

Who invited you to perform at the Berlin gay pride happening?
The very kind invitation for me to play at gay pride in Berlin came from Berliner Christopher Street Day e.V.

Have you ever been to Berlin for a performance before?
I have been lucky enough to perform twice before in Berlin – both times last year: at the „RTL-Stars for Free“ at Berlin-Wuhlheide to 15.000 people and at the anniversary celebration for Radio Russkij Berlin 97.2 FM at Club Goya to 3,000 people.

Did you know about these internal struggles?
I am sorry to say that I know nothing of the internal struggles between the groups in Berlin over Pride. We are living in very difficult and very dangerous times here in Ukraine – and I don’t think it would be for me to tell LGBT people in another country how they should organise their celebrations!

What message would you give to those people who fight against each other?
Come to the party and have a great time! There are always conflicts when people are struggling for freedom, but remember this, it is our shared commitment to peace and freedom that brings us together – and that is always the most important thing.

Thank you so much, Kamaliya.

I am looking forward to Kamaliya’s performances at the Berlin pride.

See you there!

Yours Bambi Szeen

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Familienglück in der Ferne: Berlin – Bangkok

In Thailand gehen die Uhren im Gegensatz zur deutschen Sommerzeit fünf Stunden vor, was schon impliziert, dass die Entfernung zu diesem asiatischen Land jenseits von Indien einer enormen Distanz entsprechen muss: Ein Flug in das bei vielen Deutschen sehr beliebte Urlaubsland dauert ungefähr 10 bis 12 Stunden. Und trotzdem reisen jedes Jahr viele Deutsche in das ferne Thailand und genießen die Sonne und das heiße Klima, die buddhistische Kultur und ganz einfach die fremde Schönheit und Vielfalt des Landes. Neben Urlaubsbesuchern, Geschäftsreisenden und solchen, die sich während ihres Aufenthalts mit mehreren preisgünstigen und maßgeschneiderten Businessanzügen ausstatten, suchen bekanntermaßen wohl einige heterosexuelle, alleinstehende Männer oftmals mehr als nur einen schönen Aufenthalt, sondern finden vielleicht ihr Liebesglück in den Armen einer lieben Thailänderin. Generell ist der Tourismus, der sich in welcher Form auch immer dieser unterschiedlichen Besuchsmotivationen erfreut, einfach ein wichtiger Bestandteil der thailändischen Wirtschaft. Einbrüche der Touristenzahlen auf Grund der vorherrschenden politischen Spannungen führen beispielsweise unweigerlich und direkt zu einer wirtschaftlichen Krise vieler thailändischen Familien. Es gibt aber für viele mehr als nur die genannten Gründe, um nach Thailand zu reisen: Voller Hoffnung sehen viele Deutsche in Thailand vielleicht ihre letzte Möglichkeit, um ihr Familienglück zu finden. Worin besteht diese Möglichkeit und was könnte das mit einem Blog zu homosexuellen Themen zu tun haben?

Deutsche Gesetze zur Reproduktionsmedizin erscheinen einigen Deutschen in vielerlei Hinsicht einfach grausam, denn sie befinden sich vielleicht in der misslichen Lage, in der sie ein starker Kinderwunsch treibt, den sie aber nicht ohne fremde Hilfe erfüllen können. Vielen Deutschen und Berlinern geht es so und voraussichtlich wird diese Zahl ansteigen: Der Wohlstand und unsere Kultur, besonders auch bei sehr produktiven und arbeitsamen Menschen mit einem langen Bildungsweg, begünstigen einen Einbruch in der Qualität der zur Reproduktion benötigten Keimzellen. Kurz gesagt, die Fruchtbarkeit lässt bei einigen nach und der Kinderwunsch lässt sich dann vielleicht einfach nicht auf natürliche Weise umsetzen. Und dies schließt in der Beschreibung sowohl heterosexuelle, als auch homosexuelle Paare ein. Viele erfahren in ihrer misslichen Lage emotionale Achterbahnfahrten und eine Odyssee aus Arztbesuchen, die mit enormen Kosten und Zeitaufwand verbunden sind. Um ihren Kinderwunsch jemals erfüllen zu können, ist für einige nur noch die letzte und einzige Hoffnung, mit Hilfe einer Leihmutter ihren sehnlichen Wunsch zu erfüllen. Deutschland verbietet solchen Menschen die Inanspruchnahme der Leihmutterschaft; sie ist illegal und strafbar. Dass diese Einstellung und dieses kategorische Ablehnen aber nicht legitim sein müssen, zeigt der Umgang mit diesem Thema in anderen Ländern und Kulturen. Leihmutterschaft ist beispielsweise in den USA neben vielen anderen Ländern weltweit, und um auf das Thema zurückzukommen, in Thailand erlaubt und soweit gesetzlich geregelt, dass sowohl die Leihmütter, die Kinder, aber auch die biologischen Eltern allesamt geschützt sind. Warum kann man dann nicht einfach in diese Länder reisen, um seinen Kinderwunsch zu erfüllen und diese Kinder mit Liebe großzuziehen und zu fördern und zu fordern?

Viele Paare, sei es hetero- oder homosexuell, reisen voller Hoffnung nach Thailand, um dort ihren Wunsch, eigene Kinder zu haben, zu erfüllen. Und die Umsetzung des Kinderwunsches mit Hilfe einer Leihmutter ist soweit auch möglich, jedoch ist es auf Grund der deutschen Gesetzgebung alles in allem ein Schritt, der mit sehr viel organisatorischen Vorkehrungen und Maßnahmen einhergehen sollte, damit das Neugeborene tatsächlich auch ohne Probleme mit zurück nach Deutschland, also nach Hause genommen werden kann. Man sollte nämlich beispielsweise meinen, dass der biologische Vater auch der juristische Vater ist. Bei beiden Elternteilen stellt sich aber folgende Problematik ein. Nach deutschem wie auch nach Thailändischem Recht, ist die Leihmutter als die juristische Mutter in der Geburtsurkunde aufgeführt. Dies ist erst einmal unproblematisch, da die Frau des heterosexuellen Paares (sei sie Eizellspenderin, also die biologische Mutter oder nicht) das Kind später in Deutschland adoptieren könnte. Innerhalb einer eingetragenen Lebenspartnerschaft könnte der nicht biologische Vater durch eine Stiefkindadoption ebenso zu einem zweiten juristischen Vater werden. Nun sollte man aber annehmen, dass der biologische Vater, der auch in der Geburtsurkunde steht, auch nach deutschem Recht als juristischer Vater akzeptiert wird und somit das Kind automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, was auf jeden Fall unerlässlich ist, damit das Kind mit nach Deutschland kommen kann. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn die Leihmutter als juristische Mutter verheiratet ist, denn dann ist nämlich nach deutschem Recht ihr Ehemann der juristische Vater, der höchstwahrscheinlich ein Thai-Mann ist, wodurch das Kind nicht die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen kann. Diese Regelung war ursprünglich als Schutz für das Kind definiert worden, jedoch bewirkt sie unter den genannten Umständen genau das Gegenteil. Außerdem habe ich auch schon von Fällen gehört, in denen sogar geschiedene Ehemänner der Thai-Leihmütter immer noch den biologischen Vätern als juristische Väter vorgezogen werden. Es ist also eine immense Vorsicht geboten und am besten sollte eine sogenannte „never married surrogate mother“ gesucht werden.

Es ist schade, dass in Deutschland Paare (egal welcher Sexualität) mit einem großen Kinderwunsch nicht unterstützt werden und sei es, wenn nicht schon aus emotionaler Sicht, aus volkswirtschaftlicher Sicht. Unter den gegebenen Umständen ist es einfach toll, dass Länder wie beispielsweise die USA und Thailand neben vielen anderen die Möglichkeit bieten, zwar mit einem relativ großen Aufwand, aber doch mit einer großen Aussicht auf Erfolg endlich sein eigenes Kind in den Arm schließen zu können, zu lieben und großzuziehen.

Lang lebe Thailand!

Eure Bambi Szeen

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„Ich bin meine eigene Frau!“ – so viel Herz und Courage

Aus meiner Neugier heraus, die während der Recherche für meinen letzten Blog-Artikel über Charlotte von Mahlsdorf und ihrem Gründerzeitmuseum entstanden ist, habe ich mir die Filme „Ich bin meine eigene Frau“ und „Charlotte in Schweden“ von Rosa von Praunheim angeschaut. „Ich bin meine eigene Frau“ wurde 1992 veröffentlicht, als Charlotte bereits 64 Jahre alt war und das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. Mit dieser Dokumentation wurde Charlottes Biographie verfilmt, die allerdings in dieser technischen Umsetzung den Menschen Charlotte von Mahlsdorf wesentlich lebendiger als in einer normalen Dokumentation erscheinen lässt. Denn ein Teil des Dokumentarfilms zeigt Charlottes Leben wie in einem Spielfilm: Einerseits spielt Jens Taschner den jungen Lothar, andererseits wird Charlotte im Alter von 20 bis 40 Jahren von Ichgola Androgyn dargestellt, die auch keine Unbekannte in der Berliner Szene ist. Ichgola ist vor allem durch mehrere unterschiedliche Verfilmungen von Rosa von Praunheim bekannt geworden, engagiert sich auch heute noch in Berlin und war unter anderem bei den O-Ton Piraten auf der Bühne zu sehen. Und sie sieht Charlotte in dem Film zum Verwechseln ähnlich. Diesen Spielfilmteil der Dokumentation durchbricht Rosa von Praunheim immer wieder an vielen Stellen durch Charlottes Erzählungen und Kommentaren zu einzelnen Stationen ihres Lebens und lässt sie mit ihren jüngeren Egos sowie deren Schauspielern selbst in Dialog treten. Diese Kunstform der Dokumentation hat auf mich zuerst etwas befremdlich gewirkt, dann allerdings im Laufe des Filmes einen immer persönlicher werdenden Eindruck von Charlotte hinterlassen und sie unglaublich sympathisch und authentisch werden lassen.

Im Jahre 1997 zog Charlotte nach Schweden. Sie brachte die Kraft auf, in dem schwedischen Ort Porla Brunn noch einmal von Vorne anzufangen und ein neues Jahrhundertwendemuseum zu eröffnen. Angeblich trieben sie finanzielle Schwierigkeiten, ein Angriff durch Neonazis im Jahre 1991 bei einem Frühlingsfest im Gutshaus Mahlsdorf, aber vor allem wohl auch die Überredenskünste ihres eng verbundenen Lesbenpärchens, mit dem sie Jahre lang zusammen gelebt und gearbeitet hatte. Nachdem Charlotte in Schweden dann allerdings von den beiden Frauen zurückgelassen wurde, versuchte sie ihr Leben alleine zu bestreiten. Der Besuch Rosa von Praunheims und Ichgola Androgyn im Jahre 2001 wurde in einem 14 Minuten kurzen Film festgehalten, in dem vor allem auch Charlottes Freude über den Besuch aus Berlin zum Ausdruck kommt. Trotz ihrer herzlichen und aufgeschlossenen Art wirkt sie wie im Exil. Nach einem bereits durchgestandenen Thrombose-Krankheitsfall, stirbt sie im Jahre 2002 bei einem Besuch in Berlin an einem Herzinfarkt, vermutlich durch einen erneuten Thrombus verursacht.

Ich kann diese Filme wirklich jedem ans Herz legen, der eine unglaublich sympathische und menschliche Heldin des Alltags kennenlernen möchte. Sie hat durch ihre offene Art mit ihrer Natur als Transvestit und mit ihrer Sexualität umzugehen einfach gezeigt, dass es mit einer Selbstverständlichkeit  zum normalen Alltag dazu gehören kann einfach so zu sein, wie man gerne sein möchte.

Auch wenn es in Berlin und in der Welt sehr viele heldenhafte Kämpfer für die Freiheit und Geleichberechtigung der LGBT-Gemeinde gibt, so bin ich doch ein bisschen traurig, dass Berlin so eine liebe Seele verloren hat.

Eure Bambi Szeen

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Die Crazy Queens im Theater O-TonArt

Zu finden ist das Theater O-TonArt in der Kulmer Straße 20A in Berlin-Schöneberg, eine Adresse, die für die Berliner Schwulenbewegung einen großen historischen Wert besitzt. Dort, wo sich nämlich heute das kleine und einzige Programmtheater Schönebergs befindet, residierte in den 70er Jahren die politisch sehr aktive Homosexuelle Aktion Westberlins, wurde das SchwuZ gegründet und fanden vor vielen Jahren viele politische Aktivitäten und Freizeitveranstaltungen für Homosexuelle statt. Seit mehr als vier Jahren werden nun schon Varietés, Kleinkünste und Shows unterschiedlichster Form und Künstler unter demselben Dach dargeboten, wo damals die ersten Männerfang-Abende stattfanden, sich das queere Siegessäule-Magazin gründete und der erste Berliner CSD geplant wurde: Das ist das Theater O-TonArt, das von einem ehrenamtlichen und unentgeltlich arbeitenden Team betrieben wird. An diesem historischen Ort sind am letzten Samstag die Crazy Queens aufgetreten, die ich zum ersten Mal als Duo in einem abendfüllenden Programm sehen und das Theater O-TonArt erkunden durfte. Können die beiden Travestiekünstler mit den unzähligen prominenten Drag Queens mithalten, die schon auf der O-TonArt Bühne gestanden haben? Wie crazy war es wirklich?

Chou Chou Lafontaine und Cathrinsche haben als Crazy Queen-Duo letzten Samstag ihr „Zwischenspiel“ aufgeführt. Das Zwischenspiel, zwischen ihren regelmäßigen und inzwischen etablierten Weihnachtsaufführungen, beinhaltete einige ihrer besten Lippensynchronisationsklassiker, die auch schon in vielen Bars wie dem Rauschgold oder dem Cafe K. zu sehen waren. Neben diesen Klassikern wie  Chou Chous pompös interpretiertes „Er lebt in Dir“ gab es auch wieder viele witzige deutsche Alt-Schlager, die zumindest ich bisher noch nicht gesehen habe. Und wer sich die Crazy Queens auf einer Bühne ansieht, der macht das vornehmlich um die originelle Programmzusammenstellung der beiden Künstler und das vor allem unfassbar schnell wechselnde und abwechslungsreiche Kostümspektakel mitzuerleben. Dabei ist es unfassbar, aber unbedingt erwähnenswert, dass Chou Chou beinahe alle Kostüme selbst designt und zu Hause schneidert. Alleine schon diese Kostüme rechtfertigen eine abendfüllende Performance, die durch Cathrinsches Publikums-mitreißende Mimik und Gestik und die großen Grande-Dame-Bewegungen von Chou Chou nur noch gesteigert werden. Spätestens bei Cathrinsches Auftritt in der ersten Hälfte der Show mit „Ach Egon“ aus den 50er Jahren brach das Eis im Publikum, wobei der zweite Teil den ersten noch überragte und mir viele liebevolle Kleinigkeiten in Erinnerung blieben. Und die beiden Queens machen anscheinend mittlerweile stark von sich Reden, denn das Theater war mit seinen mehr als 70 Sitzen bis auf vereinzelte Plätze fast ausverkauft.

Der Erfolg der Show kommt aber nicht von ungefähr: Beide Travestie Künstler haben lange Jahre Bühnenerfahrung. So hat Cathrinsche, unsere Miss CSD Berlin 2012, vor ihrer Zeit in Berlin die Bretter Stuttgarts und Chou Chou die Bühnen Wiens zum Beben gebracht. Seit 2012 stehen die beiden nun immer öfter auch gemeinsam auf der Bühne und machen Trash und Kunst, wie es sich für Berlin gehört. Und das sieht man auch an der wachsenden Fan-Gemeinde.

Sowohl das Theater O-TonArt als auch die liebevoll zusammengestellte Show der Crazy Queens kann ich nur weiterempfehlen. Und da Chou Chou und Cathrinsche schon von der Transenlandschaft Berlins nicht mehr wegzudenken sind, ist ein Besuch eines jeden Drag Queen Liebhabers bei dem Duo infernale ein absolutes Muss.

Crazy!

Eure Bambi Szeen

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